Rückblick: Workshop "Die neue Dimension der Flexibilität – New Normal in der Lieferkette" am 19.01.2022
Am 19. Januar 2022 fand der Online-Workshop zum Thema Flexibilität mit über 20 Unternehmen aus dem AMZ Netzwerk statt.
Durch das Umwelt-Bewusstsein, die Klima-Politik und die Pandemie haben sich die Märkte für Autos und andere Konsumgüter abrupt verändert. Elektro-Autos erleben einen wahren Nachfrage-Boom, während traditionelle Modelle wie z. B. Cabrios plötzlich nicht mehr so gefragt sind. Das erschwert die Planung in der gesamten Industrie und macht einen verlässlichen Forecast in Zukunft fast nicht mehr möglich. Vielmehr gilt es, auf die Entwicklung des Marktes in Zukunft viel schneller und flexibler reagieren zu können.
Das verlangt von allen Beteiligten in der Lieferkette ein ganz neues Denken, eine neue Dimension an Flexibilität. Dafür wird die gewohnte ʺSchwankungsbreiteʺ von plus/minus 15 Prozent entlang des Forecasts nicht mehr ausreichen, vielmehr wächst mit der Forderung nach ʺplus/minus 30 Prozentʺ ein neuer Standard heran.
Doch diese Variabilität ist mit den bisherigen Maßnahmen wie vorübergehenden Nacht- oder Wochenend-Schichten nicht mehr zu erreichen. Vielmehr braucht es eine neue, eine ʺstrukturelle Flexibilitätʺ, die organisatorische und personelle ebenso wie anlagentechnische und logistische Aspekte mit einschließt. Das sind die Herausforderungen auf der Seite der Produktionstechniker und Logistiker.
Doch die hohe Kunst der Flexibilität gibt es nicht zum Nulltarif. Das erfordert zusätzliche Investitionskosten ebenso wie Budgets für die Verfügbarkeit von Material und Personal oder ʺBereitschaftskostenʺ. Und umgekehrt eine Lösung für die nicht-genutzte, unterausgelastete Kapazität. ʺMehr Flexibilität hat ihren Preisʺ ist daher die neue Aufgabe des Vertriebs, mit den Kunden eine Kompensation für diese zusätzlichen Leistungen – quasi wie eine neue Dienstleistung – auszuhandeln.
Das ist für alle Beteiligten Neuland, auch die Automobilhersteller sind noch beim Suchen und Ausprobieren passender Methoden und Fertigungsabläufe. Doch so neu es klingt, in 5-6 Jahren wird diese Anpassungsfähigkeit der Produktion wohl der Standard sein. Gründe genug, sich in diese Fragen hineinzudenken und kreative Lösungen zu entwickeln, um am Ende zu den Vorreitern und Profiteuren dieser Entwicklung zu gehören. Gerade die mittelständischen Betriebe sind dazu prädestiniert.
Der Workshop fand im Rahmen des Auftrags „Strukturwandelmanager“ statt. Gemeinsam mit vielen regionalen Partnern aus Wirtschaft und Politik engagiert sich das AMZ, um den Wandel für Sachsen erfolgreich zu gestalten. Finanziert aus dem sächsischen Haushalt wurde die Aufgabe eines „Strukturwandel-Managers“ definiert, der die sächsischen Unternehmen dabei unterstützt, die Transformation erfolgreich zu gestalten. Weiterführende Informationen, Studien und Veranstaltungen zum Thema finden Sie hier.
Programm
Moderation: Andreas Wächtler, Netzwerkmanager AMZ Sachsen
- Begrüßung und Vorstellungsrunde
- Einführung und Input durch den Automobil-Experten Hans-Andreas Fein
Die Geschichte der Flexibilität in der Autoindustrie
Plus-Minus 15% – Die Praxis von Planung und Abrufen in den vergangenen Dekaden
Die neue Zauberformel für das Branchen-Wachstum der Zukunft ʺPlus/Minus 30ʺ - Diskussion der Zulieferer
Die bisherigen Maßnahmen zur operativen Flexibilität und deren Grenzen - Moderierter Workshop in Gruppenarbeit
Die Möglichkeiten zur neuen strukturellen Flexibilität - Kurz-Präsentationen der Konzepte, Feedback und Diskussion im Teilnehmerkreis
- Zusammenfassung, Fazit und Schlussbemerkungen
Nach dem Workshop wurden die Ergebnisse insb. aus den Gruppenarbeiten protokolliert und im Nachgang an die Teilnehmenden verteilt. Folgeworkshops zu konkreten Themen aus dem Bereich „Flexibilität“ sind geplant.