Sorgen um Liquidität und Personalverfügbarkeit nehmen weiter zu
Neben dem bestehenden Krisengeschehen bekommt die sächsische Automobilzuliefererindustrie auch den Angriff Russlands auf die Ukraine deutlich zu spüren – Sorgen um Liquidität und Personalverfügbarkeit nehmen weiter zu. Denn der erhoffte Re-Start gerät durch Lieferengpässe, Material- und Energiekostensteigerungen sowie der anhaltenden Chip-Krise immer wieder ins Stocken. Zwar bleiben Sachsens Zulieferer in ihren mittelfristigen Erwartungen und Planungen optimistisch – aber die ausgeprägte Planungsunsicherheit und das hohe Liquiditätsrisiko stellt ein erhebliches Risiko dar.
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Die Situation im Frühjahr 2022
Das Tal ist noch nicht durchschritten, jedoch im Vergleich zum Vorjahr ist ein Aufwärtstrend zu erkennen. So melden nur noch 30 Prozent der Unternehmen rückläufige Umsätze und 23 Prozent rückläufige Mitarbeiterzahlen. Dabei können schon bei fast der Hälfte aller Unternehmen wieder konstante Werte festgestellt werden. Die Vor-Corona-Werte werden aber noch lange nicht erreicht. Die meisten Unternehmen rechnen aber mit einer steigenden Umsatzentwicklung in 2022.
Liquiditätsrisiko aufgrund Preissteigerungen
Über 40 Prozent der Unternehmen erwarten in 2022 ein hohes bzw. sehr hohes Liquiditätsrisiko, das sich aus steigenden Preisen/Kosten bei Energie und Material sowie ausbleibenden Abrufen der Kunden begründet. Hinzukommen die gestiegenen Energiekosten und die branchenübergreifende Unsicherheit, die ein Krieg mit sich bringt. Diese Situation wird auf unbestimmte Zeit andauern.
Die deutlich erhöhte Inflationsrate, die Reaktionen der Finanzmärkte auf die Krisen, steigende Zinsen und vorsichtig agierende Banken machen es vor allem kleinen und mittelständischen Unternehmen derzeit extrem schwer, kurzfristige Liquiditätsengpässe zu überbrücken.
Eine weitestgehend gute Zahlungsmoral ist jedoch ein Lichtblick in der Liquiditätskrise. Über 70 Prozent der Unternehmen bestätigen eine Einhaltung der Zahlungsziele durch ihre Kunden.
Personalverfügbarkeit entwickelt sich zur Herausforderung
Zunehmender Fachkräftemangel ist auch ein Thema in der Zuliefererbranche. Dreiviertel der Unternehmen geben an, dass sie heute schon nicht mehr alle offenen Stellen besetzen können. Folgen sind Zusatzbelastungen durch längere Vakanzen bei der Stellenbesetzung, Anpassung von Einstellungskriterien und höhere Qualifizierungsaufwendungen sowie beschleunigte Automatisierung.
Die gegenwärtig belastenden Versorgungsrisiken und Verwerfungen der globalen Lieferketten werden voraussichtlich von temporärer Natur sein. Liquiditätsgefährdende Preissteigerungen bei Energie-, Material- und Logistikkosten sowie die mangelnde Personalverfügbarkeit werden hingegen auf absehbare Zeit bestehen bleiben. Diese stellen eine zusätzliche Herausforderung für die Unternehmen dar, um im automobilen Strukturwandel zu bestehen.