Dirk Vogel im Freie Presse-Interview: VW-Sparpläne in Zwickau und die Auswirkungen auf die Zulieferer
Lesen Sie hier die wichtigsten Statements in einer kurzen Zusammenfassung
„Der Osten bricht wieder einmal ab“: AMZ-Manager Dirk Vogel warnt vor Jobverlusten in der Zuliefererbranche
Die geplanten Produktionsverlagerungen bei Volkswagen in Zwickau haben massive Auswirkungen auf die Automobilzulieferer der Region. Dirk Vogel, Manager des Netzwerks Automobilzulieferer Sachsen (AMZ), warnt vor erheblichen Jobverlusten und äußert scharfe Kritik an den Entscheidungen von Volkswagen und der Politik.
20.000 Jobs in Gefahr
„Wir werden in den nächsten Jahren einen massiven Personalabbau erleben“, sagt Dirk Vogel. Mit dem Abzug der E-Auto-Modelle ID.3 und Cupra Born aus dem Zwickauer Werk werde die Produktion für viele Zulieferer unwirtschaftlich. In Sachsen seien etwa 50.000 Menschen in der Zuliefererbranche beschäftigt, und Vogel rechnet damit, dass rund 20.000 Arbeitsplätze gefährdet sind. „In der Branche ist man hochgradig frustriert. Das sind sehr trübe Aussichten“, erklärt er.
Produktionskürzungen schwächen Standort Zwickau
Dirk Vogel sieht die aktuellen Entscheidungen von Volkswagen als klare Schwächung des Standorts Zwickau. „Mit dem Abzug der gesamten VW-Produktion wird das Werk de facto zum Audi-Standort degradiert“, so Vogel. Doch auch Audi sei von Überkapazitäten betroffen: „Im Februar stellt Audi die Produktion im Werk Brüssel ein. Es bleibt die Frage, ob Audi den Q4 e-tron langfristig nicht ins Stammwerk Ingolstadt verlagert.“
Auch die geplante Einführung eines Recycling-Bereichs in Zwickau ab 2027 könne die Einschnitte nicht kompensieren. „Im Moment weiß niemand, was das Recycling beinhalten wird und wie groß der Markt tatsächlich sein wird“, kritisiert Vogel.
„Zwickau – der große Verlierer“
Besonders scharf fällt Vogels Urteil über die Ungleichbehandlung der Standorte aus. Während Werke wie Wolfsburg und Emden gestützt würden, sei Zwickau der große Verlierer. „Man baut dort Kapazität ab, wo am wenigsten Gegenwehr erwartet wird“, sagt er. In Emden – ebenfalls ein reines E-Auto-Werk – bleibe das Zweischichtsystem erhalten, und das Werk erhalte zusätzlich neue Modelle wie den ID.7 und den ID.4 Reskin.
Kritik an der Landespolitik
Vogel übt auch Kritik am sächsischen Wirtschaftsminister Dirk Panter (SPD), der das Verhandlungsergebnis als positiv bewertet hatte. „In der Zulieferbranche versteht man nicht, wie Panter zu einer solchen Einschätzung kommt“, sagt Vogel. Die Aussagen des Ministers, man bleibe in enger Abstimmung mit Unternehmensführung und Betriebsrat, seien für die Betroffenen wenig beruhigend.
Fazit
Dirk Vogel macht deutlich: Der Standort Zwickau, einst ein Vorzeigeprojekt der Elektromobilität, steht vor einer unsicheren Zukunft. Die Verlagerung zentraler Modelle und die damit einhergehende Produktionskürzung treffen nicht nur Volkswagen, sondern auch die gesamte Zuliefererbranche. „Der Osten bricht wieder einmal ab“, resümiert Vogel – eine Entwicklung, die sowohl die Politik als auch die Automobilindustrie vor große Herausforderungen stellt.
Dies ist eine geänderte Version des ursprünglichen Artikels der Freien Presse vom 08.01.2025, von Jan-Dirk Franke, „VW-Sparpläne in Zwickau: Zulieferer bangen um 20.000 Jobs“